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In meinem wilden Herzen © Nina Kreuzinger, Wien 2015 / Performance: Christina Hirt
In meinem wilden Herzen © Nina Kreuzinger, Wien 2015 / Performance: Christina Hirt

 

Frauen und Film. Gesammelte Gedanken: Folgender Text erging im Dezember 2017 an Vertreter*innen von u.a. ÖFI, BKA, MA7, Akademien, Medien. Rückmeldungen gab es ausschließlich von Frauen. 

 

Von Dornröschen, unangepassten Frauen und „inoffiziellen Töpfen“ in der Förderküche. Gesammelte Gedanken zur Geschlechterlage in der heimischen Filmbranche.

 

Schwierige Themen des kollektiven Unbewussten wurden immer schon in Bilder verpackt. Wie der Verlust der Mutter(göttin) in „Aschenputtel“ oder die Vergewaltigungsgeschichte, die in „Dornröschen“ thematisiert wird. Menschen, die an gegenwärtigen Strömungen mit Bildern und Storys arbeiten, sind zumeist vertrauter mit der Sprache der Symbole – und deren Decodierung. Dennoch sind auch hier klare Worte gut und notwendig. Speziell, wenn es um anhaltende Missstände geht.

 

Darum bemühen sich seit einigen Jahren die Vertreterinnen von FC Gloria, einem Verein für Geschlechtergerechtigkeit in der österreichischen Filmbranche. Anfang Dezember fand wieder eine ganze Veranstaltungsreihe statt, u.a. ein Round Table zu „Wo drückt der Schuh“ und die Podiumsdiskussion „Und hier?“ im Rahmen der Retrospektive „Kathryn Bigelow & Co.“ im Filmmuseum: „über die spezifisch österreichische Situation der letzten 30 Jahre – strukturelle Rahmenbedingungen, konkrete Arbeitsbedingungen, Beschränkungen und Chancen“. Während der Diskurs über filmische Inhalte und Frauenfiguren auch in Männerkreisen schnell durchgedrungen sei, würden Themen rund um Frauen und Geld, Macht, Anerkennung nach wie vor blockiert werden.

 

Kritisch besprochen wurden:

  • die (un)gleichberechtigte Zugänglichkeit zu Fördermitteln: Qualität gelte nicht als erstes Förderkriterium, wahrgenommen würden „inoffizielle“ Fördertöpfe für junge Frauen, „ältere Herren kurz vor der Pension“ und „größere Firmen, die sonst Mitarbeiter kündigen müssen“.
  • die Ausgrenzung von (unangepassten) Frauen in etablierten Strukturen, in Firmen- und Produktionsnetzwerken, Förder- und Archivinstitutionen sowie Hochschulen.
  • die fehlende Sichtbarkeit von Frauen im Rahmen von Filmfestivals, Retrospektiven und Zyklischen Programmen, Thema „Gender-Programming“.

 

Die Veranstaltung fand in Abwesenheit von wesentlichen Vertreterinnen und Vertretern von etwa ÖFI, BKA, MA7, Filmschulen und Akademien statt. Es besteht die Gefahr, dass die Auseinandersetzung mit den Anliegen der Filmfrauen in einer „Blase“ und damit isoliert bleibt. Die Quoten-Diskussion der vergangenen Jahre hatte mitunter zur Folge, dass einige Filmmänner mit Konkurrenz- und Abwehrmechanismen reagierten und die strukturellen Missstände noch stärker bemäntelten. Dabei geht es wohl grundsätzlich um einen systemischen Ausgleich – im besten Fall: zum Wohle aller. Denn gekürzte Förderbudgets und prekäre Arbeitsverhältnisse belasten die Gesamtbranche.

 

Insbesondere im Arbeitsalltag von Frauen kommen weitere Erschwernisse hinzu, wie etwa:

  • Minderbezahlung (meist das „übliche“ Drittel weniger als die männlichen Kollegen, intransparente Honorarsätze u.a. in Bereichen ohne kollektivvertragliche Regelungen, Street Casting, Location Scouting)
  • Ausgrenzung von Frauen in den Spitzenpositionen (etwa in Österreichs gewichtigsten Filminstitutionen)
  • fehlende Sichtbarkeit für Arbeiten in der „zweiten Reihe“ (fehlende Credits, Nicht-Einladung zu Premieren usw.) – und die damit verbundene mangelnde Anerkennung bzw. Ausgrenzung
  • die aktuell kaum realisierbare Vereinbarkeit von Kindern und Karriere, die nach wie vor als reine Privatsache gehandelt wird (bis zu 12-Stunden-Dienste, mitreisende Betreuungshilfen werden vom eigenen Gehalt bezahlt)
  • Schwangerschaft und Babypause als Karriere-Zäsur mit Wiedereinstiegswehen (am Set zu stillen ist nur für wenige möglich)
  • geringere Jobchancen für ältere Frauen (plus: das Thema „Wechseljahre“ als Tabu)
  • Mobbing bzw. unprofessionelle Verhaltensweisen aufgrund Verstrickungen und persönlicher Nahverhältnisse
  • Missbrauch von Machtpositionen, Abwertung (wie etwa die Bezeichnung von Maskenbildnerinnen als „Zupf- und Tupf-Mädels“), Grenzüberschreitungen (sich vor Garderoberinnen unerwünscht gesamtentblößende Schauspieler z.B.) bis hin zu massiven sexuellen Übergriffen.

 

Mit dem Regierungswechsel und Jahreswechsel kündigen sich große Veränderungen an. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, konkret zu werden und proaktiv Lösungsansätze zu entwickeln. Beispielsweise in welchem Rahmen Film-Kindergruppen organisiert werden können. Wo Coaching-Angebote sowie Ombudsstellen eingerichtet werden können. Wie nachvollziehbare Kriterienkataloge und Stringenz bei Positions- und Förderentscheiden umgesetzt und Honorarsätze transparent gemacht werden können. Einzig im Dialog, im konstruktiven Austausch ist es möglich, andere Perspektiven einzunehmen, besser zu verstehen und gemeinsam Positives zu schaffen. (Dezember 2017, Nina Kreuzinger)

 

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Gedanken zur Geschlechterlage in der hei
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2019 wurde mit #we_do! eine Anlaufstelle für Filmschaffende ins Leben gerufen.

2021 formuliert das Österreichische Filminstitut einen Code of Ethics.

Im September 2022 startet VERA, die "Vertrauensstelle" für Sportler*innen sowie Kunst- und Kulturschaffende.

 

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UPDATE 2022: Viereinhalb Jahre und vermutlich eine weitere Vielzahl von Missbrauchsfällen später. Filmakademie-Newsletter vom 6.7.2022:

 

"#metoo Stellungnahme der Institutsleitung

Die aktuelle #metoo-Debatte in der österreichischen Filmbranche, besonders die berichteten Vorwürfe von Machtmissbrauch, Diskriminierung und Übergriffen an der Filmakademie Wien, machen uns sehr betroffen. Wir stellen uns klar gegen jegliche Form von Missbrauch und Diskriminierung und sehen es als unsere Aufgabe und Verantwortung, unseren Studierenden ein sicheres Arbeits- und Lernumfeld zu bieten und sie bestmöglich auf ihrem Weg zu begleiten.

Die Filmakademie Wien hat mit Bekanntwerden der sehr ernst zu nehmenden Vorhaltungen mehrfach Stellung bezogen und sich in erster Linie an die Studierenden wie auch die Lehrenden gewandt.

Am 23.6.22 haben wir bereits mit einer entsprechenden Aussendung an die Studierenden direkt Stellung bezogen. Am selben Tag haben wir die Tagesordnung für eine Institutssitzung am 27.6.22 ausgesandt. An 1. Stelle haben wir das Thema MeToo gereiht und es wurde in dieser Sitzung von der Institutsleitung unmissverständlich klargestellt, dass wir diesbezüglich keine Toleranz haben und dass uns keine aktuellen, konkreten Vorwürfe vorliegen, gegen welche entsprechend vorgegangen werden könne.

Darüber hinaus haben wir die Präventionsüberlegungen angesprochen, die für Studierende, wie für Lehrende ausgebaut werden sollen, wie wir es bereits vor zwei Jahren durch Veranstaltungen mit Frau Dr.in Lauggas bei uns an der Filmakademie begonnen haben. Dieser Bereich muss intensiviert werden und für alle Angehörigen der Filmakademie Wien – also Studierende, Lehre und Verwaltung genutzt werden können.

Darüber hinaus haben wir als Institutsleitung mit einigen Studierenden bereits Gespräche geführt und über einen möglichen Maßnahmenkatalog gesprochen.

Uns ist das professionelle bilaterale Verhältnis der Studierenden zu den Lehrenden das vordringlichste Thema. Mit Blick auf die Vergangenheit liegt unser primäres Handeln jetzt auf dem Fokus eine diskriminierungsfreie Zukunft zu gestalten. Dazu braucht es die Anstrengung aller Angehörigen unseres Institutes.

Die länger zurückliegende Vergangenheit:

Wir sind ganz klar der Auffassung, dass es keinen Grund geben kann die Vergangenheit ruhen zu lassen! Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen aufzuklären, offenzulegen was geschehen ist und den uns zur Verfügung stehenden gesetzlichen Rahmen bestmöglich nutzen.

Unserer Auffassung nach ist es vorrangig einen bestmöglichen Weg zu den Betroffenen zu finden und gemeinsam den Dialog zu suchen. Die Filmakademie Wien muss ein angstfreier Raum sein, wo Übergriffe, Diskriminierung und Machtmissbrauch keinen Platz haben. Das kann uns nur gemeinsam gelingen.

Danny Krausz und Oliver Kunz"

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FM4-Beitrag, 22.6.2023:

Übergriffe an Filmsets: Interview mit einer Maskenbildnerin

Aktuell werden in der Filmbranche neue Me-Too-Vorwürfe diskutiert, wie sie bei der Verleihung des Österreichischen Filmpreises geäußert worden sind. Ein Beispiel betrifft übergriffiges Verhalten gegenüber einer Maskenbildnerin. Wie steht es um die Strukturen am Filmset und warum werden Übergriffe selten thematisiert?

 

Von Lena Raffetseder, im Interview: Regina Breitfellner:

https://fm4.orf.at/stories/3034396/